Und? Schon schwanger?
Vor ein paar Tagen war ich wieder einmal mit einer Freundin etwas trinken (fürs Protokoll: Sie trank Alkohol.), und wieder einmal durfte ich dabei etwas lernen. Diesmal: Für eher jung verheiratete Frauen (in diese Gruppe zählt die Freundin) sind die Menschen als solche lästige, penetrante Nervensägen! Zwei Tage später bestätigte sich diese Erkenntnis dann auch noch im Kollegenkreis – und deshalb will ich sie nun teilen, meine Erkenntnis.
Ich bin gerade in einem Alter, da sich mein Freundeskreis immer schneller und gründlicher transformiert: Die Leute heiraten, und die Leute pflanzen sich fort. Übrigens ist da dann die Schnittmenge recht groß, soll heißen: Es gibt viele, die heiraten UND sich fortpflanzen, und auch einige, die sich fortpflanzen UND heiraten. Es gibt da aber auch Leute, die pflanzen sich nur fort, und es gibt Leute, die heiraten nur. Nur zu heiraten jedoch, ist in unserer Gesellschaft anscheinend nicht vorgesehen, vor allem nicht für Frauen.
Keine Ahnung, wie es in Deutschland so im allgemeinen um die sexuelle Aufklärung bestellt ist, wo aber definitiv ein Mangel an Wissen vorherrscht, das ist bei der Frage: Wie kommen eigentlich die Babys in den Bauch? Sehr, sehr viele Menschen nämlich scheinen da der Ansicht: Die Babys kommen durch die Hochzeit in den Bauch. Wenn man sich so eine durchschnittliche Hochzeitsfeier ansieht – und ich hatte inzwischen ausreichend Gelegenheit dazu – dann kann man für die Babys nur hoffen, daß sie gerade nicht vermittels der Hochzeit in den Bauch geraten, denn ehrlich, gesund ist das nicht!
Doch trotzdem, der Irrglaube, Babys entstünden durchs Heiraten, ist weit verbreitet. Die CDU glaubt daran, denn sonst hätte sie längst das Ehegattensplitting abgeschafft oder deutlich reformiert. Mütter und Schwiegermütter glauben daran – dabei sollten sie doch eigentlich ihre Erfahrungen damit haben, wie Babys in den Bauch kommen. Und alle anderen glauben es auch – zumindest immer dann, wenn sie auf eine frisch oder eine nicht mehr ganz frisch oder eine schon gar nicht mehr frisch vermählte Frau aus ihrem Bekanntenkreis treffen.
Denn dann wird die Frau immer, also wirklich immer gefragt, wie es denn stünde mit ihr und dem Bauch und dem Baby, das sich doch nun eigentlich schon längst in ihrem Bauch zu befinden hätte. Jene Freundin, die seit ein paar Monaten erst verheiratet ist, die ist schon völlig entnervt ob dieser ständigen Fragerei. Wobei man sagen muß, daß die direkte Frage den Müttern und Schwiegermüttern und den guten Freundinnen vorbehalten ist, alle anderen müssen über Umwege fragen. So zum Beispiel: Ach, Du hast aufgehört zu rauchen? Und im Anschluß daran ein wissendes Lächeln. Oder: Du trinkst heute nichts? Und wiederum das Lächeln. Oder auch: Magst Du Deinen Kaffee nicht vielleicht doch lieber entkoffeiniert? Und dann hoffnungsschwangeres Stieren auf die Bauchregion der armen Frau.
Ehrlich, ich bin echt froh, keine Frau zu sein (übrigens grundsätzlich, aber hier eben auch mal im besonderen)! Denn die frisch vermählte Freundin hat völlig recht, so entnervt zu sein. Wenn ständig, ständig diese Frage erschallt, wenn ständig, ständig neugierige oder wissensglaubende oder mitleidige oder was weiß ich für Blicke auf ihren Bauch gerichtet werden, dann kann das jeweilige Gegenüber sich glücklich schätzen, daß sie nicht so cholerisch ist wie ich. Ich nämlich hielte das nicht aus, ich flippte aus!
Und nebenbei kann das ja nicht nur nervend sein, sondern gar verletzend. In meinem weiten Bekanntenkreis gibt es diverse Gründe für (öfters auch mal nur temporäre) Kinderlosigkeit. Von „wir wollen (noch) nicht“ über „es klappt halt nicht“ bis zu einer Frau, die tatsächlich fünf Abgänge erleben musste, bis sie endlich ein Kind bekam, ist da alles dabei. Es muß echt schön sein, so kurz nach dem dritten Abgang von einer entfernten Bekannten auf der Straße gefragt zu werden, wann es denn jetzt endlich mal soweit ist mit der Schwangerschaft.
Und also: Es ist privat bis intim, warum sich da der eine Bauch nun wölbt und der andere halt nicht. Und keiner hat hier ein Recht auf Information – nicht einmal die CDU, die es noch immer für eheliche Pflicht zu halten scheint, Kinder zu bekommen. Deshalb lasst es einfach mit den Fragen und mit dem Bedrängen und mit den offenen Vermutungen, warum da eine nun heute nicht trinkt und morgen nicht raucht, oder ob es nicht besser wäre, sie tränke ihren Kaffee von nun an in entschärfter Form. Lasst es einfach.
So true… Niemand hat ein recht, sich in Dein Sexleben einzumischen. Die Frage nach Kindern/ Kinderwunsch ist IMMER tabu.